Wie erstelle ich barrierefreie Videos?

Ein Video ohne Barrieren hat folgende Merkmale:

  • Barrierfrei ereich- und bedienbar (auch mit Tastatur), Steuerelemente zum Pausieren und Abspielen (Maus und Tastatur), Als Video im Screenreader erkennbar
  • Mit Untertiteln (für Höreingeschränkte, Stufe A)
  • Mit Audiodeskription (für Blinde / Seheingeschränkte, Stufe AA)
  • Mit Gebärdensprache (Stufe AAA)

Um ein Video barierefrei zu gestalten und einzubauen, sollte man schon bei der Planung und Erstellung des Videos die Barrierefreiheit beachten.

Was bedeutet barrierefrei?

Ein komplett barrierefreies Video besteht aus einem Film mit Untertiteln, Audiodeskription und einer Übersetzung in Gebärdensprache.

  • Menschen, die nicht oder nur schlecht sehen können nutzen die Audiodeskription – eine Tonspur, die sich zum Video hinzuschalten lässt und all das, was der Nutzer nicht sehen kann, mit Worten beschreibt.
  • Menschen, die nicht oder nur eingeschränkt hören können, nutzen die Untertitel – eine Übersetzung des im Video Gesprochenen in Schrift, die am unteren Bildrand angezeigt wird.
  • Menschen, die gehörlos sind, benutzen überwiegend die Gebärdensprache(DGS). Ebenso tun dies zunehmend auch Schwerhörige. Somit können Gehörlose und auch Schwerhörige das Video mit Gebärdensprache nutzen. Es lässt sich zum Film hinzuschalten.

Quelle: Aktion Mensch. Hier gibt es auch noch 4 Tipps für barrierefreie Videos.

Konzeption und Produktionsprozess

Man sollte sich fragen, wer das Video später nutzen wird und wie. Dadurch kann man schon vorher einiges beachten.

Um Seheingeschränkte Nutzer zu unterstützen, sollten als Infos, die für das Verständnis des Films wichtig sind, auch akustisch vermittelt werden. Dadurch kann man später auf eine Audiodeskription verzichten. Wenn dies nicht möglich ist, ist es eine gute Idee, Pausen einzuplanen, um später die Tonspur um eingesprochene Textelemente oder Audiodeskription zu erweitern.

Durch ein mäßiges Sprachtempo und eine verständliche, einfache Sprache hilft man Höreingeschränkten und Nicht-Muttersprachlern, und man macht es sich leichter, später Untertitel einzufügen.

Es sollte im Film auch nichts flackern.

Webentwicklung

In der Regel wird bei der Umsetzung das HTML 5 Element <video> verwendet.

Die Anforderungen von WCAG sind:

  • Tastaturbedienbarkeit
  • Sichtbarer Fokus
  • Objekt identifizierbar und Bedienelemente beschriftet
  • Kontraste müssen ausreichend sein
  • Captions (Untertitel) müssen einbindbar sein (open oder closed captions, mit <track>
  • Audiodeskription muss einbindbar sein: der Videoplayer sollte einen Audiobutton (AD) haben, über den die Audiodeskriptions-Audiodatei parallel mit dem Video abgespielt werden kann. Da viele Mediaelemente die Einbindung einer Audiodeskription noch nicht bedienen, sieht man in der Praxis oft ein zweites Mediaelement mit dem Audiodeskriptions-Video.

Welchen Player sollte man nutzen?

Weitere Informationen

Untertitelung

Der erste Schritt zu einem barrierefreien Video sind Untertitel. Sie helfen nicht nur gehörlosen Menschen, sondern auch Nicht-Muttersprachlern, die nicht alles sofort verstehen – oder bahnfahrenden Smartphone-Nutzern ohne Kopfhörer, die ihre Mitfahrer nicht belästigen wollen. Untertitelung hilft auch bei der Suchmaschinenoptimierung.

Erweiterte Untertitel geben nicht nur Sprache sondern z. B. auch Geräusche wieder.

  • Es gibt ganz verschiedene Programme, die es erleichtern, Untertitel zu erstellen, zum Beispiel der SubtitleCreator . Bei vielen Video-Schnittprogrammen ist die Möglichkeit, zu untertiteln, schon integriert.
  • Man sollte alles aufschreiben, was im Video zu hören ist und Bedeutung hat. Dazu gehört natürlich, was Menschen in einem Video sagen, aber auch wichtige Geräusche und Hintergrundmusik.
  • Immer deutlich machen, welche Aussage von wem stammt. Das ist besonders wichtig, wenn die Person gerade nicht im Bild ist. Am besten so: den Namen mit einem Doppelpunkt oder in Klammern vor die Aussage setzen.
  • Die Untertitel sollten nicht länger als zwei Zeilen sein. Denn: Mehrzeilige Untertitel erschweren die Lesbarkeit.
  • Außerdem sollten Untertitel bestenfalls circa zwei Sekunden stehen bleiben, damit das Publikum den Inhalt zu Ende lesen kann.

Praxis-Tipp für Online-Redakteure

Wenn das Video auf einem Mediaelement abgespielt werden soll, das dynamische Text-Untertitelung bedient, wird eine zeitgesteuerte Textdatei im Content Management System hinterlegt. Zum Standard hierfür hat sich WebVTT (Web Video Text Tracks) entwickelt. Als Dateinamen-Endung wird dann .vtt vergeben. Die Datei definiert die Textinformation und das Zeitfenster, in denen die Einblendungen im Player gezeigt werden. WebVTT bietet auch Möglichkeiten, die Untertitelung mit zusätzlichen Auszeichnungen zu versehen, etwa für Position, Schriftschnitt oder Farbgebung. Weitere Infos in der Spezifikation des W3C.

Weitere und genauere Infos finden sich auf der Seite Untertitelung bei BIK für Alle.

Untertitelung mit YouTube

YouTube fügt Videos standardmäßig eine Untertitelung hinzu, die durch eine automatische Spracherkennung generiert wird, diese sollte jedoch im Untertitel-Editor nachbearbeitet werden, bzw. es sollte ein Transkript hochgeladen werden, dem ein automatisches Timing hinzugefügt wird. Ob es eine Untertitelung gibt, sieht man an einer Schaltfläche am Video (manchmal erst nach einiger Zeit).

Audiodeskription

Durch eine gute Übertragung von Sichtbarem ins Hörbare werden Videos für blinde Menschen verständlich. Für die Audiodeskription wird das, was im Bild zu sehen ist, von einem Sprecher beschrieben, etwa wichtige Informationen zu Handlung, Personen oder Schauplätzen. Auch Texteinblendungen werden vorgelesen. Nur durch Hören lässt sich das Video jetzt verstehen.
Als Ergebnis entsteht eine neue Tonspur, die aus dem Original-Ton des Videos und den in die Dialogpausen eingesprochenen Bildbeschreibungen besteht.

Beispiel: „Das Augenpaar eines Mannes. Er sieht nach links. Nach rechts. Geradeaus. Um das rechte Auge schließt sich ein Fadenkreuz.“ Das ist ein Ausschnitt des Tatort-Vorspanns mit Audiodeskription. Sie beschreibt blinden Menschen die visuellen Details im Film oder Video, die ihnen sonst entgingen.

Das W3C nennt die Technik, Bildbeschreibungen (sogenannte „descriptions“) über das HTML 5 <track> Element einzubinden (Format: WebVTT – Web Video Text Tracks). Statt des Audiodeskriptions-Sprechers werden solche Bildbeschreibungen dann durch den Screenreader ausgegeben. Das würde bedeuten, dass eine Audiodeskription technisch ähnlich einfach umzusetzen wäre, wie eine Untertitelung. Bislang ist uns dazu nur ein Demobeispiel des Able Player bekannt.

Eigentlich ist eine Audiodeskription nur eine zusätzliche Tonspur, die den Inhalt erklärt, der rein visuell wiedergegeben wird. Nur die Sprechpausen können für Erklärungen genutzt werden. Je nach Sprachanteil im Video ist nicht mehr viel Platz für große Beschreibungen zwischen den Dialogen übrig. Deshalb musst man bewerten: Was ist wirklich wichtig, um die Handlung im Video zu verstehen? Genau das sollte dann im Video beschrieben werden. Schritte:

  • Video anschauen und und Timecode und die Dauer der „sprechfreien“ Zeiten aufschreiben. So kann man abschätzen, an welcher Stelle im Video überhaupt Zeit ist, etwas zu beschreiben.
  • Video nochmal anschauen und überlegen, was genau wichtig ist, damit blinde Menschen die Handlung nachvollziehen können. Dann in Worte formulieren.
  • Testen, ob diese Beschreibungen an den richtigen Stellen im Video in die „sprechfreien“ Zeiten passen.
  • Kopfhörer aufsetzen, Video abspielen, so dass man den Ton des Videos hört, mit Aufnahmegerät oder Smartphone Beschreibungen aufnehmen, die man an den passenden Stellen im Video aufsagt.
  • Mit einfachen Schnittprogrammen die Tonspur in das fertige Video integrieren, oder Player nutzen, die das Zuschalten der Tonspur erlauben.

Prüfen Sie, was Ihr Player unterstützt – entsprechend werden Sie für die Audiodeskription entweder eine zusätzliche Videodatei oder eine alternative Audiodatei benötigen. Hierzulande wird für die Audiodeskription in der Regel ein zusätzliches Video mit Audiodeskription angeboten.

Weitere und genauere Infos finden sich auf der Seite Audiodeskription bei BIK für Alle.

Gebärdensprache

Für viele gehörlose Menschen ist die Deutsche Gebärdensprache ihre Muttersprache. Sie folgt einer anderen Grammatik und Struktur als die in den Untertiteln. Die meisten schauen Videos gern in der Sprache, die sie am besten verstehen.

Es gibt Übersetzungsservices, die das Übersetzen für Unternehmen übernehmen. 

Infos aus: Leitfaden barrierefreie Online-Videos (BIK für Alle)
Youtube-Video zum Thema: Erstellung barrierefreier Videos und Videomitschnitte

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